Ergebnisse

Durch die Untersuchung mehrerer Domänen und ihre lange Laufzeit hat die LifE-Studie zahlreiche und für den wissenschaftlichen Diskurs in den Disziplinen Psychologie, Soziologie sowie Erziehungs- und Bildungswissenschaft maßgebliche Ergebnisse hervorgebracht:

Bildungs- und Berufsbereich

Die Studie zeigt eine frühzeitige und hohe Vorhersagbarkeit von Bildungsabschlüssen und Berufskarrieren ab dem zwölften Lebensjahr. Es wurde nachgewiesen, dass das Bildungssystem eine meritokratische Funktion hat, wobei schulische Leistungen den Hauptfaktor für Bildungsabschlüsse von hochbegabten Kindern aus unteren sozialen Schichten darstellen. Die Berufskarrieren von Kindern aus höheren sozialen Schichten hängen weniger von kognitiven Fähigkeiten ab, sondern sind stark von ihrer sozialen Herkunft geprägt. Die Studie untersuchte auch die langfristigen Auswirkungen verschiedener Schul- und Ausbildungsformen auf den Erwerbsverlauf, wobei das „tracking“ von Schülern in unterschiedliche Schulformen betrachtet wurde. Die Hoffnung auf eine Verringerung der Bildungsungleichheit durch integrierte Schulen wurde nicht bestätigt.

Soziale Beziehungen

Die Studie zeigt eine Kontinuität und Vorhersagbarkeit in den sozialen Beziehungen vom späten Kindesalter bis zum mittleren Erwachsenenalter. Frühe familiäre und freundschaftliche Beziehungserfahrungen haben langfristige Auswirkungen auf Partner- und Eltern-Kind-Beziehungen im Erwachsenenalter. Des Weiteren wurde festgestellt, dass enge und sichere Beziehungen im frühen Familienleben entscheidende Bedingungen für das psychische Wohlbefinden, die emotionale Stabilität und die Lebenszufriedenheit im Erwachsenenalter sind. Im Geschlechterunterschied zeigte sich, dass im Vergleich Mutter-Tochter-Beziehungen langfristig die engsten und stabilsten Beziehungen sind. Darüber hinaus war die Vorhersagekraft von familiären Erfahrungen für Frauen langfristig stärker ausgeprägt als für Männer.

Intergenerationale Weitergabe von kulturellen, religiösen und politischen Orientierungen

Bei der Weitergabe von kulturellen, religiösen und politischen Orientierungen wurde eine bemerkenswerte Stabilität über den Lebensverlauf hinweg aufgezeigt. Dabei zeigen sich das Elternhaus und die Schule als zentrale Einflussfaktoren für kulturelle, religiöse und politische Orientierungen im Erwachsenenalter. Die Schule spielt eine wichtige Rolle bei der Vermittlung solcher Orientierungen, die zu Hause nicht erfahren werden. Religiöse Bindungen entstehen vor allem durch elterliche Vorbilder und die Qualität der innerfamiliären Kommunikation beeinflusst die Wertevermittlung maßgeblich.

Persönlichkeit und Gesundheit

Die Studie betrachtet Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl als zentrale Prozesse der Handlungsfähigkeit und identifiziert ein niedriges Selbstwertgefühl als Vulnerabilitätsfaktor für die Entwicklung von Depressionen im frühen Erwachsenenalter. Die Beziehungsqualität zu Eltern, Gleichaltrigen und Partnern ist eng mit dem Selbstwertgefühl verbunden. Berufliche und akademische Erfolge sind weniger voraussagekräftig für das Selbstwertgefühl und Depressionen, zeigen allerdings im Gesundheitsbereich Relevanz. Zudem beeinflussen Arbeitslosigkeit und Armutserfahrungen die psychische Gesundheit in diesem Bereich stark. Die LifE-Studie dokumentiert auch soziale Veränderungen im schulischen und familiären Umfeld über drei Jahrzehnte hinweg, wobei eine Humanisierung der schulischen Bildung festgestellt wurde.