Die Geschichte von LifE

Konstanzer Jugendstudie

Im Jahr 1979 führte der Bildungswissenschaftler und damalige Professor an der Universität Konstanz, Helmut Fend, eine Befragung von rund 2.000 Schülerinnen und Schülern der 6. Klasse in Frankfurt am Main und zwei ländlichen Regionen im Bundesland Hessen durch. Sie wurden gebeten, eine Reihe von schriftlichen Fragen zu beantworten, v.a. zu den Erfolgen und Schwierigkeiten in der Schule, zur Situation in der Familie und im Freundeskreis während der Pubertät. Auch in den folgenden vier Jahren füllten die gleichen Heranwachsenden den gleichen Fragebogen aus; zwei Mal wurden auch ihre Eltern befragt. Im Mittelpunkt dieser „Konstanzer Jugendstudie“, einer Langzeitstudie, standen die Fragen, wie Jugendliche die psychischen und sozialen Entwicklungsaufgaben dieser Lebensphase bewältigen, und ob Voraussetzungen für eine mehr oder weniger gelingende Bewältigung erkannt werden können.

  • 1979-1983

    Konstanzer Jugendstudie

    1979-1983

  • 2002

    Lebensverläufe ins frühe Erwachsenenalter

    2002

  • 2012

    Lebensverläufe ins fortgeschrittene Erwachsenenalter

    2012

  • 2024

    Lebensverläufe von drei Familiengenerationen

    2024

LifE – Lebensverläufe ins frühe Erwachsenenalter

Professor Fends Anspruch größtmöglicher wissenschaftlicher Gültigkeit der Ergebnisse und ihrer Interpretationen war der Auslöser, dass aus der Konstanzer Jugendstudie im Jahr 2002 die LifE-Studie wurde:

„Ich hatte nach der Jugendstudie immer den Eindruck, dass man vieles, was im Jugendalter geschieht, nicht wirklich beurteilen kann, wenn man nicht weiß, wie es weitergeht. Was ist von dem, was in dieser Lebensphase als Problem oder auch als positiv erscheint, etwas, was sich im weiteren Leben auswirkt oder durch das gesamte Leben trägt?“

So kam es, dass die ehemaligen Schülerinnen und Schüler 19 Jahre nach ihrer letzten Befragung wieder befragt wurden. Trotz der langen Unterbrechung konnten rund 85% der Befragten wiedergefunden werden; davon füllten wiederum rund 83%, 1.657 Personen, den Fragebogen aus. Die mittlerweile ca. 35-Jährigen wurden zu sozialen, beruflichen und kulturellen Aspekten ihres Lebens sowie zu ihrer psychischen und physischen Gesundheit befragt. Weitere Schwerpunkte bildeten außerdem die rückblickend erhobenen Daten zum beruflichen Werdegang, zur Partnerschaftsbiographie und zur Familiengründung.

Diese Basis ermöglichte die Untersuchung, inwieweit in der Jugendzeit verankerte Merkmale sowie kontinuierlich oder diskontinuierlich verlaufende Entwicklungen Vorhersagen auf den weiteren Lebensverlauf zulassen.

LifE – Lebensverläufe ins fortgeschrittene Erwachsenenalter

An der siebten Befragung im Jahr 2012 nahm wiederum der sehr hohe Anteil von 85% der wieder kontaktierten ehemaligen Schülerinnen und Schüler aus Hessen teil; die 1.359 Personen waren zu diesem Zeitpunkt ca. 45 Jahre alt. Erstmals wurden auch Kinder der Ankergeneration in die Studie einbezogen. Da auch die Eltern der Ankergeneration schon befragt worden waren, wurde die Langzeitstudie LifE zusätzlich zu einer Drei-Familiengenerationen-Studie. Somit war es möglich, intergenerationale Zusammenhänge zwischen drei Generationen zu betrachten, z.B. in Bezug auf Wertvorstellungen, Bildungsaspirationen und Verhaltensweisen. Auch der theoretische Bezugsrahmen wurde in der langen Laufzeit der Studie mehrfach angepasst.

LifE3G – Lebensverläufe von drei Familiengenerationen

Die Befragung 2024 trägt den Titel „LifE3G – Lebensverläufe von drei Familiengenerationen“, da mit der Befragung der Ankergeneration und ihrer Kinder – 2024 werden erstmals möglichst alle Kinder befragt – Daten zu drei Generationen der jeweils gleichen Familien vorliegen; die Eltern der Ankergeneration waren im Rahmen der Konstanzer Jugendstudie interviewt worden. Durch die Befragung der Kindergeneration wird eine umfassendere Datenbasis geschaffen, die die Untersuchung neuer Fragestellungen ermöglicht. So werden sowohl die Kinder als auch die Eltern nach dem Verhalten der Eltern und den elterlichen Investitionen befragt. Für jedes einzelne Kind kann auf dieser Grundlage eine detaillierte Darstellung des familiären Kontextes im Jugendalter entwickelt werden; des Weiteren können unterschiedliche Auswirkungen auf Geschwister und Geschwisterbeziehungen sowie Übertragungs- und Interaktionsprozesse zwischen Generationen untersucht werden.

Mit der dritten Befragung der Ankergeneration im Erwachsenenalter – mit ca. 35, ca.  45 und nun mit ca. 57 Jahren – wird die Untersuchung von Entwicklungen und Übergängen von der späten Kindheit zum späten Erwachsenenalter gestärkt werden. Insgesamt werden durch das Vorhandensein von drei Messzeitpunkten neue methodische Ansätze erleichtert.

Der 10-jährige Befragungsrhythmus 2002, 2012, 2022 konnte aufgrund der Coronapandemie nicht eingehalten werden.